Die Gleichstellung ist ein löchriges Kondom
Beginnen wir beim Ursprung, der Sabotage des Eisprungs: die Verhütung. Wir Frauen können uns aus einer eigens für uns kreierten Verhütungsrüstkammer bedienen: Pille, Minipille, 3-Monats-Spritze, Femidom, Hormonspirale, Kupferspirale, Kupferkette, Vaginalzäpfchen, Verhütungsring, Verhütungspflaster, Verhütungsstäbchen, Portiokappe, Diaphragma, Coitus Interruptus oder «Natürliche Verhütung». Die letzten beiden sind wie Schoko-Eier: mit Überraschungseffekt.
Alle oben aufgezählten Verhütungsmöglichkeiten verhindern eine potenzielle Schwangerschaft und somit auch die Clubmitgliedschaft in einer Veloanhänger-Anhängerschaft, schützen uns aber abgesehen vom Femidom nicht gegen Geschlechtskrankheiten.
Und jetzt kommt das Kondom ins Spiel. Das schützt neben den Blagen auch gegen Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis, Hepatitis B, Herpes Genitalis und bestenfalls auch gegen die SVP. Leider soll es aber einige Männer geben, welche die «Pillermannpelerine» als sehr unangenehm empfinden. Dazu kann ich nur sagen, dass ich im Hochsommer auch schon meine heissen und geschwollenen Füsse in enge Gummistiefel gezwängt habe, und das hat mir gar nichts ausgemacht. Der Fakt, dass es für Männer* aber nur ein Kondom zur Verhütung gibt verdeutlicht, dass Anno 2023 Männer* noch nicht gleichgestellt sind und sie somit jedes Recht der Welt haben von Pharmamama mehr Verhütungsmittel zu verlangen. Bis dahin sollten sie ihre Monopolverhütung bei einer staatlich subventionierten Kondomabgabestelle einfordern dürfen. Ein Kondom kommt bei einem Mann* Handgelenk mal Pipi vermutlich so oft zum Einsatz, wie die Periode bei der Frau, jedoch mit dem Unterschied, dass Sex freiwillig ist und die Periode nicht.
Aber als Frau brauche ich zwischendurch auch mal etwas Luxus. Darum gönn ich mir einmal im Monat die Periode. Jetzt gibt es Leute, die sich über die Mehrwertsteuer von Tampons, Binden und Co. enervieren, da diese so hoch besteuert werden wie Luxusgüter. Doch genau diese Steuer ist doch der Mehrwert! Diese Steuer macht die Periode zu einem exklusiven Ereignis – und Exklusivität hat ihren Preis.
Ich habe mich einst ganz bewusst für diesen monatlichen Luxus entschieden, weil ich es mir wert bin. Für andere Menschen sind vielleicht andere Luxusgüter relevant, aber was ist denn schon ein Porsche, verglichen mit der Periode? Einen Porsche muss man zuerst in die Wand fahren, bis es blutet.
Apropos Roadtrip: Der bezahlte Mutterschaftsurlaub ist ja einer der Hauptgründe, weshalb Frauen überhaupt Mütter werden. Wer will denn nicht einen von Arbeitgeber*innen finanzierten 3-monatigen Mutterschafts-Sabbatical haben? Alle wollen ihn und nehmen dafür neun Monate Schwangerschaft in Kauf, bis das Fruchtwasser vor Vorfreude auf den ersehnten Gratisurlaub platzt. Auch der Mann*freut sich auf sein Stück des Mutterkuchens.
Aber während die Mutter nach der Geburt direkt für drei Monate in den Mutterschaftsurlaub reisen kann, muss sich der arme Vater* mit dem Trostpreis, zwei Wochen Pauschalferien, zufriedenstellen - einem Vaterschaftsgulag im Wasserrutschbahn-Ferienbunker auf Hurghada, statt einem dreimonatigen Mutterschaftsurlaub-Retreat auf Goa. Ein weiteres Beispiel für Geschlechterdiskriminierung.
Mit dem Mutterschaftsurlaub beginnt oft eine jahrelange Charity, die zwar wertvoll und ehrbar ist, aber halt nicht entlöhnt wird. Die Care-Arbeit, die unter diesen Umständen ehrlicherweise eher Who-Cares-Arbeit heissen müsste, betrifft zum grössten Teil Frauen* (eine als Minderheit getarnte Mehrheit), aber auch für diesen Gender-Pay-Gap wurde eine Lösung gefunden: die AHV-Revision, dank dieser Frauen* zum Ausgleich länger arbeiten dürfen. Läuft, oder?