Richtig geile Schwingerorgie
Wa luegsch!?
Warum läuft ständig Schwingen im SRF? Und woher kommt das überhaupt?
Nun: Dass Männer sich gegenseitig aufs Kreuz legen, ist nichts Neues. Das haben sie schon im alten Griechenland gemacht. Auch dort haben sie schon gerungen – und zwar um Worte. Also die im Publikum, als sie zum ersten Mal gesehen haben, wie die da ringen. Nämlich nackt! Jaha! Hoppla! Da sehen Sie, wie wichtig es ist, das Programmheft zu lesen! Sonst ist man schnell, wie man in Schwingerkreisen sagt: «Ein vor vollendete Tatsachen Gestellter».
In Griechenland hat man das dann wohl einfach akzeptiert, nach dem Motto: Wir haben bezahlt, jetzt schauen wir halt, wie sich die beiden eingeölten Muskelmänner gegenseitig im Schmutz marinieren wie die homoerotischsten Chicken Wings der Welt. Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich all die Ultrakonservativen, die befürchten, dass sexuelle Aufklärung in der Schule unsere Kinder «schwul macht» keine Angst haben müssen.
Im antiken Griechenland war füdliblutter Männerkontakt ein nationales Sportereignis und trotzdem haben die sich prächtig fortgepflanzt. Genau wie in der Schweiz. Und wer denkt: «Was hat denn Fortpflanzung mit Schwingen zu tun?», war offensichtlich noch nie an einem Schwingfest. Dort werden so viele Kinder gezeugt – der Schwingsport muss sich wohl nie Sorgen um die Zukunft machen. Sportereignis und Nachwuchsförderung in einem, so sind die Regeln. Gerade war noch der Wunsch der Vater des Gedankens und plötzlich ist man Vater. Oder wie man in Swingerkreisen sagt: «Ein vor vollendete Tatsachen Gestellter».
Klar, das passiert auch an jeder Fussball-WM, jedem Blasmusikfest, jedem Festival: Wo gehobelt wird, fallen Späne, wo gefeiert wird, fallen die Hosen. Ein Schwingfest ist schlussendlich auch nur ein Open Air mit schlechter Musik. Mit dem Sport an sich hat das nichts zu tun. Wenn zwei Männer sich umarmen, muss das nicht automatisch sexuell sein.
Schon bei den alten Griechen nicht. Sogar nackt zu ringen war nie eine erotische Entscheidung, sondern eine strategische. Auch die haben sich jahrelang an der Hose zu Boden gerissen, bis einer auf die brillante Idee kam: «Dann komm ich halt ohne Hose!». Wenig später fand ein anderer: «Dann öl ich mich halt ein!». So schnell geht’s und plötzlich schaut man aus wie hässige Touristen am FKK-Strand, die sich um die letzte Liege streiten.
Beim Schwingen jedoch wissen sie: Man kann auch angezogen lustig aussehen. Darum einigte man sich auf eine überdimensionierte Erwachsenenwindel als Schwingerhose. Wer den Gegner dann endgültig aus dem Konzept bringen möchte, trägt dazu noch so einen weissen Strampelanzug mit Ohrenschutz, damit er sich nach der Niederlage fragt: «Hat mich jetzt gerade die Urner Riesenbaby-Version von Prinzessin Leila besiegt?».
Ich gebe zu: Ich verfüge über all meine Theorien hier keine Quellen. Mit einer Ausnahme: Im Film «Ueli der Knecht» (1954) sagt Ueli. «Was schteisch da u glaraffisch?» Oder wie man heute auf der Strasse sagt: «Wa luegsch?». Danach sagt Ueli: «Machemer en Hoselupf!» Adäquat zum urbanen: «Wötsch e Fuscht?».
So ist das Schwingen entstanden. Der Stadt-Land-Graben ist offenbar doch nicht so gross wie gedacht. Warum das dann aber (im Gegensatz zum Zürcher Langstrassenkampf) so exzessiv im TV übertragen wird, weiss ich nicht. Das muss ich wohl akzeptieren und bin (genauso wie Sie nach der Lektüre dieser Kolumne) ein vor vollendete Tatsachen Gestellter.
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