Das Schweigen der Frauen
Was händ mir hüt scho z’fiiere? 51 Johr Frauestimm-Recht. Was vorher 51 Johr lang abglehnt worde isch. E Stimm, womit Fraue schwiige sötted, aso d’Mehrheit vo de Schwiiz. E Stimm – ohni Gsicht. Well üsi Bedürfnis no lang nöd gseh werded.
Und Helvetia luegt weg. Uf jedere chline Münze.
Wer isch die Jungfrau? Es historischs Püppli ohni Persönlichkeit und Stimm, damit’s am Patriarchat eifacher fallt, Fraue z’unterdrücke. Ihres Gegenüber isch en muskulöse Alphirt uf de grössere Münze und zeigt, dass Männer meh verdiened. Sit bald 140 Johr. Unglichstellig.
Worum tuet sich schiinbar so wenig? Das Schweigen der Frauen goht wiiter. En altbewährti Tradition. Muesch di halt apasse, füege. «Gring ache u seckle» aber vor allem «Gring ache».
Mitem Gring ache han ich uf de positiv Schwangerschaftstescht gluegt und glaubt, ich dörfs drü Mönet lang niemmertem verzehle, obwohl ich genau denn am meiste Hilf und Verständnis brucht heti. Well mä so viel eifacher binere Fehlgeburt wiiter schwiige chönt. Wötsch au niemmertem z’nöch trete mit Sätz wie: «Dörf ich dir uf d’Füess chotze, ich bi schwanger.» Stattdesse hani Tipps bicho, wien ich bi Apéros am beste lüge chan. Kuum öper het mir grote, wien ich für mich istoh chan, zum Biespiel eso: «Ich wött afach nöd» oder «Goht di nüt a». Bis mir min Fründ igestande het, dass er unter em Mitschwiege au liedet. Und vo det a hani gseit: «Use! Mit de Sproch!»
Aber wie machi da im ÖV, weni plötzlich i de Risikogruppe bi, nonig gimpft werde dörf und sich einzelni rundume für di ganz persönlichi Maskelockerig entscheidet? Für Konfrontation hani kei Energie gha, aso isch mir d’Flucht bliebe oder inere Panikattacke z’singe: «Killing me softly with your breath, killing me softly with ignorance… hüt mit de Aktion zwei für eis». Würis de Lüüt erkläre, hetez villicht Verständnis. So gsehnds afach – kei Problem.
Gschwiege wird au übers Geld. 51 Johr häts brucht zum Muetterschaftsschutz. Früehner hani no denkt, dass isch es Kondom, Muetterschaftsschutz. Hesch gwüsst, dass Mamis nu 80% vom eh scho gringere Lohn als Entschädigung bichömed, aber höchstens 5500 Stutz im Monet? Trost: D’Vätere mit zwei Wuche Vaterschaftsurlaub au. Wie cha das sii, dass me «vom Chrank sii» meh verdient wie vom «zuekünftigi Arbeiter*inne erschaffe?» Und spötischtens do chunt de Begriff «Muetterschafts-Strof» is Spiel. Well wenn ich es halbs Johr lang en neue Mensch is Lebe wött begleite, goht das nu Lohn- und Rentefrei. Vieli Müettere erträgeds stillend schwiigend. Wobi bim Stille immerhin en beriechernde Ustuusch stattfindet.
Mamis sind doch die wohre Milchchüeh vo de Nation. Sit 140 Johr gönd sie durch d’Höll-Vetia. Und d’Mensche ohni Mitgfühl strofed hinedri: «Bisch selber Schuld, dass d’Chind häsch.»
Die letschti Hex Anna Göldi brennt no immer. Hüt hetti sie als älleierziehends Mami immerhin Sozialhilf, aber vertüüfled werded Müettere immer no. So wiit sind mir cho sit 240 Johr. De moderni Schiiterhuufe heisst Armuet. Me luegt vo usse druf und denkt: Du hesches verdient, z’brenne. Aber was, wenn’s Mami vo de Nation – Helvetia ihren Speer und ihres Schild tatsächlich isetze wür und Müettere us ihrne brenzlige Lage befreie chönt? Stell dir vor, me miecht’s wie in allne fortschrittliche Länder und Helvetia wür d’Chöste für d’Chinderbetreuig überneh? Damit au Müettere wieder schaffe chönd, für de gwohnt niedrigeri Lohn.
Immerhin dörfed Fraue mittlerwiile es eigets Bankkonto ha oder sogar us de Chuchi use, aber es mue halt Platz ha nebe de Familie. Glichgschlechtlichi Paar müend sich no viel meh durch de bürokratischi Dschungel und gege Vorurteil kämpfe. Und solang mir schwiiged, signalisiered mir: «Isch ok. Cha me mache.» Debii isch’s wie im Zugabteil: Mir chönted öpis säge. Well mir sitzed nöd ohnmächtig in Eizell-Haft!
Meh no: Gad Mamis hend die nochhaltigsti Waffe a de Hand: Ihri Chind. Mir chönd de nögschte Generation vorlebe, üs für Grechtigkeit izsetze, bis mir ghört und gseh werded.
Stoppe mir s’Schwiige. Und well Helvetia wegluegt, gib ich em Problem es Gsicht und üebe scho mol, izstoh für mich, üs.
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