Lust auf einen E-Flotten-Dreier?
Dass ich von der Zürcher Schifffahrtgesellschaft (ZSG) zur Taufpatin der neuen Zürcher E-Flotte auserwählt wurde, macht absolut Sinn. Die Taufpatin des neuen Seeretter-Bootes in Küsnacht war Tina Turner und sie ist so wie ich auch Sängerin.
Die einzige Berechtigung für die ZSG ist der schöne Zürisee. Seit seiner Existenz hat unser Zürisee eine ganz grosse Bedeutung für die gesamtschweizerische Bevölkerung, da muss man gar nicht so weit zurückblicken. Schon der Linth-Gletscher sagte sich einst: «Lieber mache ich im protestantischen Zürich das Kalb, als in St. Gallen meine weisse Unschuld zu verlieren und vor Scham dahinzuschmelzen.»
Aber der Zürisee hat auch seine Schattenseiten und dies ausgerechnet an der Goldküste. Konkret meine ich die ganz traurige Schliessung des Beach-Club im Küsnachter Hotel Ermitage im Jahr 2005 – eine Tragödie, die viele alte FDPler und andere Lacoste-Shirt-Träger*innen bis heute nicht verdaut haben. Die Schliessung des Beach Club Ermitage muss für die Betroffenen etwa so traumatisch gewesen sein wie für andere die Räumung des Wolgroth- oder Koch-Areals. Was hat das nun alles mit der ZSG und der neuen E-Flotte zu tun? Absolut nichts! Aber jemand muss doch mal die historischen Fakten ins richtige Licht rücken. So wie das die ZSG mit ihren neuen Limmat-Booten macht. Die drei alten Diesel-Drecksschleudern Felix, Regula und Turicum - ja, ich verzichte ganz bewusst auf Pronomen - werden jetzt durch eine vollelektrische, solarbetriebene, ganzjährig klimatisierte und rollstuhlgängige Flotte ersetzt, die jährlich rund hundert Tonnen CO2 einspart. Kurz gesagt: der wortwörtlich feuchte Traum aller Grünen. Für diese Einsparung an CO2 könnte sich die ZSG glatt überlegen eine neue Autoflotte für die Chefetage zu kaufen. Ich persönlich hätte mir bei der Ausstattung der neuen E-Flotte vielleicht noch ein Bordunterhaltungssystem an jedem Platz und eine Cocktailbar mit Casino im Heck oder ein WC gewünscht – aber auf ein Boot geht man ja nicht zum Schiffen.
Gemäss meinen Recherchen ist die Zürcher Schifffahrtsgesellschaft die einzige zürcher Schifffahrtsgesellschaft, die nicht mit einem, nicht zwei, sondern mit drei vollelektrischen, solarbetriebenen Booten das Landesmuseum mit dem Zürihorn verbindet! Nach Elektro-Schocks, Elektro-Scootern, Elektro-Velos und Elektro-Autos sind Elektro-Boote nur konsequent. Für die grünen Pendler muss sich das wie eine Marienerscheinung anfühlen.
Nicht weniger relevant für den Zürisee und seine Zürcher Bevölkerung ist aber auch die Frage: Was passiert jetzt mit Felix, Regula und Turicum? LB Regula und LB Felix werden unter Denkmalschutz gestellt und zu den richtigen Regula und Felix in die Krypta der Wasserkirche am Limmatquai abgelassen. LB Turicum wird an die Cembra Money Bank verkauft. Ex-CS-Investment-Banker, die nicht mehr tun dürfen was sie wollen, dürfen dann dort wieder das tun was sie wollen, aber dieses Mal in einem betreuten Wiedereingliederungsprogramm unter der Leitung von Christa Rigozzi. Konkret lernen sie da neu, in einem fahrenden Glaskasten nicht vom rechten Kurs abzukommen.
Wie dem auch sei, für mich war es auf alle Fälle die grösste Freude und Ehre, dass die ZSG mich als Taufpatin der neuen E-Boot-Flotte auserwählt hat. Ich bin ja bereits Taufpatin von Kindern und Tieren aber im Vergleich zu Kindern und Tieren vertragen Boote noch einen ordentlichen Chlapf mit einer Flasche Chlöpfmost. Und all jene die nicht bei der CS arbeiten, können es sich eben noch leisten drei Flaschen Schämpis gegen einen Bug zu schmettern.
Aber jede neue Flotte braucht auch eine alte Flotte, die sie tauft, nicht wahr? Boote ohne Namen wären etwa so traurig wie die Goldküste ohne den Beach Club Ermitage. Eins ist klar, ich habe meine neuen Patenboote bereits häufiger gesehen als meine Patenkinder und -tiere zusammen. Wenn ich bei meinen ausgedehnten Sonntagsspaziergängen sehe, wie Fluvius, Pontus und Navalis auf dem Wasser in der Sonne um die Wette strahlen, winke ich ganz stolz und wünsche ihnen und ihrer Besatzung eine allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreite Wasser unter dem Kiel.
Ahoi, eure Göttin Rebekka.